Roger Pettersson (Universität Uppsala) beschäftigt sich in seinem Vortrag Welche Beiträge leistet die Informations- und Kommunikationstechnologie im Hinblick auf wirkungsvolle Lehr- und Lernprozesse? (2006) mit den Grundsätzen nachhaltigen Lernens in Verbindung mit IKT-Elementen.
Folgende Grundsätze stellt Pettersson für eine gute Unterrichtspraxis auf: es wird der Kontakt zwischen Lernenden und Lehrenden, die Zusammenarbeit zwischen den Lernenden und das aktive Lernen gefördert. Guter Unterricht zeichne sich aber auch dadurch aus, dass ein schnelles Feedback erfolgt und die für eine bestimmte Aufgabe angesetzte Zeit berücksichtigt wird. Außerdem werden hier hohe Erwartungen kommuniziert, gleichzeitig aber die heterogenen Begabungen der Lernenden respektiert und unterschiedliche Lernformen unterstützt.
Durch IKT-Elemente (wie Videokonferenzen, multimediale Online-Lernprogramme usw.) können laut Pettersson die oben angeführten Grundsätze guten Unterrichts unterstützt werden, indem diese
- den Dialog und die Interaktion zwischen den Lernenden sowie dem Lehrenden erleichtern
- kollaboratives Lernen fördern und die Lernenden sich als Bestandteil einer Lerngruppe erleben lassen
- den Zeitaufwand für administrative Aufgaben zugunsten pädagogischer Fragen reduzieren
- individuelle Formen des Lernens unterstützen
- den lehrerzentrierten Fokus auf die Lernenden verlagern
- ein rasches, qualifiziertes Feedback unterstützen
- wichtige allgemeine Fähigkeiten wie Informationsrecherche und Präsentationstechniken entwickeln helfen
- die Beurteilung und die Evaluierung von Lernprozessen erleichtern
- usw.
Das Problem ist m. E. nur, dass all diese positiven Potentiale in unserem doch eher nach wie vor traditionell ausgerichteten pädagogischen Kontexten gar nicht ausgeschöpft werden können und auch bspw. viele Lernprogramme gar nicht diesen Anforderungen genügen (vgl. die Studie des Adolph-Grimme-Instituts). Der Versuch, in die ohnehin übervollen Lehrpläne noch zusätzlich IKT-Elemente einzubauen, scheint schon von vornherein zum Scheitern verurteilt und löst dann eben doch nur Frust aus. Erst wenn sozusagen der pädagogisch-didaktische Rahmen so gestaltet ist, dass IKT – Elemente nicht Zusatz, sondern Basis für Lernprozesse sind, können diese gewinnbringend und sinnvoll genutzt werden. Vermutlich wäre eine gute Mischung von IKT-Elementen und traditionellen Unterrichtsformen die praktikabelste Lösung. Dafür wäre aber eine wirkliche Zustandsanalyse erforderlich und ein schrittweiser Umbau der Unterrichtspraxis…
Siehe auch folgenden Blog zu IKT und Französisch-Unterricht.